Das Tempodrom war am Sonntag zu den beiden Sessions des Finales zwischen Stephen Maguire und Ronnie O’Sullivan bis auf den letzten Platz belegt und dennoch gab es im Finale – vor allem im letzten Drittel, Momente, in denen man eine Stecknadel nicht nur fallen, sondern auch krachend Aufschlagen hören hätte können. Die Spannung, die sich im Laufe des Finales aufbaute, war kaum mehr zu ertragen und das war bei dem hochklassigen Kampf, den sich die beiden Spieler auf dem Tisch lieferten, kein Wunder.

Der Weg der Spieler ins Finale:

Stephen Maguire war das ganze Turnier über durch seine bestechende Form und ein daraus resultierendes starkes Selbstbewusstsein aufgefallen. Er besiegte in der ersten Runde Ryan Day mit 5:1, verpasste dann John Higgins einen Whitewash mit 5:0, rang Judd Trump im Viertelfinale mit 5:4 auf die letzte Schwarze nieder und whitewashte dann in seinem Halbfinale Shaun Murphy glatt mit 6:0. War er erst einmal im Break, war der Frame meist entschieden, denn mehr als eine Aufnahme brauchte er oftmals nicht. Wurde das Spiel von Safeties beherrscht, waren es Safeties, die so zwingend waren, dass die Gegner ins Schwitzen kamen oder doch zumindest lange, lange über eine Lösung nachdenken mussten. Seine langen Bälle kamen fast immer, das Tempogefühl, das er zeigte, grenzte an Perfektion und es war eben dieses Gesamtpaket, was ihn als dominierenden Mann im Turnier auffallen ließ. Er spielte insgesamt 4 Centuriebreaks im Laufe des Turniers, alleine 3 davon in der ersten Session des Finales.

Ronnie O’Sullivan fiel weniger durch überragende Sicherheit in seinem Lochspiel auf, denn durch Kampfeskraft und den absoluten Willen zum Sieg. Selten sah man den 36 jährigen Engländer so verbissen kämpfen, selten zeigte er in schwierigen Situationen am Tisch eine solche Geduld und Durchhaltevermögen wie während des German Masters. So war gleich sein Erstrundenmatch ein Thriller, bei dem er gegen Andrew Higginson mit 0:4 in Rückstand geriet und sich dann in einem Kraftakt noch den 5:4 Sieg sicherte. Im Match gegen Joe Perry hatte er keine große Mühe, sein Spiel war auf den Punkt da und er gewann das Achtelfinale mit 5:1. Das Viertelfinale gegen Matthew Stevens, dass er mit 5:3 gewann, war vor allem durch seine fehlenden langen Bälle schwierig, da er sich die Chancen meist nicht selber erarbeitete, sondern auf Fehler des Gegners angewiesen war. Aber sowohl Matthew Stevens, als auch Stephen Lee im Halbfinale machten diese Fehler und ließen Ronnie an den Tisch; Und wenn er erst einmal am Tisch war, dann war er einigermaßen sicher. Zwar war auch sein Lochspiel über das gesamte Turnier gesehen nicht wie sonst gewohnt sicher, aber doch ausreichend. Das beweisen auch die 3 Centuries, die er während des Turniers spielte.

Die erste Session, Sonntag um 14.00 Uhr:

Maguire und O’Sullivan verwandelten die erste Hälfte der ersten Session zu einem wahren Snooker-Feuerwerk und spielten in Frame 1-4 4 Centuriebreaks in Folge.

Im ersten Frame legte Maguire 26 Punkte vor, verstellte sich und stieg mit einer Safety aus. Safety ist ein gutes Stichwort, denn die Safeties, die sich die beiden professionellen Spieler hier gegenseitig auf den Tisch stellten waren über das gesamte Finale gesehen auf dem allerhöchsten Niveau, auf dem man Safeties spielen kann. In diesem Frame war es O’Sullivan, der die Weiße eng hinter der Gelben parkte und Maguire so snookerte. Der befreite sich zwar aus dem Snooker, ließ aber eine Rote für Ronnie auf die Mitte liegen. Der lochte, kam in ein Break, machte 111 Punkte draus und es stand 1:0.

Das die Herren nicht daran dachten, die Schlagzahl zu senken, wurde im 2. Frame klar: Ronnie läuft beim Anstoß eine Rote aus dem Pack, die er nicht komplett abdeckt. Maguire locht sie, setzt über Grün fort und spielt eine total Clearence von 130 Punkten. 1 Beide.

Der dritte Frame verlief ähnlich. Zwar konnte O’Sullivan 8 Punkte vorlegen und die Weiße im Baulk Bereich ablegen, als er keine Fortsetzung fand, doch Maguire fand erneut eine Rote im Pulk, die er lang lochen konnte. Es schien manchmal wie Hexerei, wenn Maguire so eine Rote aus dem Pulk lochte, denn selbst beim näheren Betrachten des Bildes über die Videoleinwand konnte man als Laie da keine Rote erkennen, die lochbar gewesen wäre. Aber Maguire fand diese eine Rote und kämpfte sich durch ein schweres Bild. Nach ein paar Bällen spielte er sich zwar zwischen den Roten fest, benutzte aber das Hilfsqueue „spiderbrücke“, um über die Roten hinweg zu spielen und erzwang so die Fortsetzung des Breaks. Belohnung für die Mühe: ein Break von 106 Punkten und die 2:1 Führung.

Im 4. Frame war es nach den Eröffnungssafeties eine gelochte Weiße von Ronnie, die Maguire Ball in Hand und damit die Chance auf eine weitere lange Rote aus dem Pulk gab. Zu diesem Zeitpunkt hatte man den Eindruck, dass Ronnie mit seinem immer noch sehr schwachen Longpot-Spiel keine Chance gegen den wahrlich „on fire“ spielenden Maguire haben würde. Und so war es auch in diesem Frame so, dass Maguire nur diese eine Chance am Tisch brauchte, um 128 Punkte zu holen und mit einer 3:1 Führung ins MSI ging.

Im ersten Frame nach der Pause machte Maguire dann seinen ersten Lochfehler in diesem Finale. Nachdem O’Sullivan durch einen endlich mal geglückten langen Einsteiger 58 Punkte vorlegen konnte, holte zwar Maguire 38 und 6 Punkte (plus 4 Foulpunkte, weil Ronnie beim Safetyspiel die Weiße lochte), doch dann verschoss er eine Rote lang. Für O’Sullivan blieb dieses Mal auch eine Rote liegen, aber wieder lang und wieder einmal fiel sie nicht. Er hatte zwischenzeitlich im Finale eine Longpot - Lochquote von 50 % (normal sieht man bei O’Sullivan Longpot- Lochquoten von um die 70 % oder drüber). Maguire bedankte sich für die Chance, die liegenblieb mit einem 25 Punkte Break, das ihm zum 4:1 reichte.

Es war deutlich zu merken, dass die Dominanz von Maguire O’Sullivan zusetzte. Er stellte sein Spiel um, öffnete die Roten – selbst wenn er selber am Tisch war – erst im letzten Moment.

Frame Nr. 6. schaffte Ronnie es, Maguire durch einen guten Eröffnungsball in Schwierigkeiten zu bringen und Maguire misslang auch tatsächlich die sich anschließende Safety. Ronnie hatte einen Einsteiger, holte 14 Punkte und ging dann eine haarige Kombination an, weil sonst nichts mehr spielbares da lag. Die Rote tat ihm den Gefallen, in der Tasche zu verschwinden und er konnte das Break auf 43 Punkte ausbauen. Dann verstellte er sich, wollte die Fortsetzung des Breaks mit einer sehr dünnen Roten auf die Mitte erzwingen, die aber nicht fiel. Maguire konnte eine Rote lochen, aber die Weiße lief ihm direkt auf Blau und da konnte er sie nun wirklich nicht brauchen. Es folgten wieder ein paar dieser atemberaubenden Safeties, die deutlich machten, was für ein Respekt die beiden Spieler vor dem Können des jeweils anderen hatten. Nachdem Ronnie noch einmal 10 Punkte holen konnte, ließ er nach einem Lochfehler Maguire an den Tisch. Doch der verschoss im Endspiel auf die Farben Grün und so konnte „the rocket“ sich den Frame holen. Er verringerte den Rückstand auf 2:4

Nachdem die ersten Frames jeweils nur wenig Zeit dauerten und flüssige, hohe Breaks das Spiel bestimmte, wurde es jetzt umkämpfter, Centuries gab es keine mehr.

Im vorletzten Frame dieser Session war es aber einmal mehr Maguire, der sich mit einer sehr langen Roten ins Break schoss, nach 22 Punkten durch eine sehr schwierige Rote die Fortsetzung des Breaks erzwingt und das Break bis zu 55 Punkten weiter spielen kann. Er verstellte sich dann auf Schwarz, stieg sicher aus und alles, was für O’Sullivan liegen blieb, war eine lange Rote. Trotz der schlechten Quote ging er sie an (welche Wahl hätte er auch sonst gehabt? Auf Fehler von Maguire konnte er hier lange warten, die gab es bis dahin nämlich kaum), verschoss sie und Stephen holte sich 6 Punkte, dann noch einmal 8 und die reichten ihm, um die Lücke zu seinem Verfolger wieder größer zu machen. 5:2

Der achte Frame war in so fern entscheidend, als dass ein Rückstand von 4 Frames für Ronnie O’Sullivan einen deutlichen Nachteil für die 2. Session bedeutet hätte. Maguire kam auch wieder als erstes an den Tisch, nutze eine schwache Safety von Ronnie für einen Longpot, holte 24 Punkte, bevor die Weiße beim Split zwar die Roten gut auseinanderbrachte, aber in den Baulkbereich davon lief. Maguire versuchte eine sichere Ablage, ließ Ronnie eine lange hochriskante Rote liegen, die der nicht nur anging, sondern auch lochte. Er konnte dann die Weiße über das Lochen der Gelben zurück zu den Roten bringen und holte ein Break von 75 Punkten, hielt den Rückstand mit 3:5 auf 2 Frames.

Die zweite Session, Sonntag um 20.30 Uhr:

Für die Finale Session hieß es also „leichter Vorteil Maguire“, aber im Snooker sind 2 Frames ja bekanntlich kein Ruhekissen.

Also legte Stephen in Frame 9 gleich wieder gut los, spielte nach Safetiefehlern von Ronnie Breaks in Höhe von 46 und 69 Punkten, baute seine Führung wieder auf 3 Frames aus, 6:3

In Frame 10 bewies Maguire einmal mehr, dass er mit ordentlich Selbstvertrauen an der Platte stand. Er ging nach den Eröffnungssafeties eine lange Rote an und stellte direkt auf Schwarz. Wäre die Rote nicht gefallen, wäre das ein Risiko gewesen, aber Stephen konnte an diesem Abend bisher seinen Fähigkeiten sehr wohl vertrauen. Deswegen ging er in diesem Frame auch auf Max-Kurs, spielte bis 40 Punkte nur Rot/Schwarz im Wechsel, verstellte sich aber dann. Es lag nur noch eine sehr lange Rote da und die ging er auch an, aber verschoss sie. Es blieb aber nichts liegen für Ronnie und so folgte die nächste high-class Safetieschlacht. Die beendete Ronnie O’Sullivan, indem er Maguire unfreiwillig eine Rote dünn auf die Tasche stellte. Doch zu diesem Zeitpunkt baute Maguire – was die Sicherheit in seinem Lochspiel angeht – ab. Er ging die Rote an, sie fiel nicht und Ronnie lochte sie, konnte auf Schwarz stellen und zwang sich in ein Break. In diesem und in den Folgeframes konnte man die Entschlossenheit und den Siegeswillen von O’Sullivan 1 zu 1 übersetzt in seinem Breakbuilding sehen. Er gab kein Break leichtfertig auf, konzentrierte sich auf jeden Ball. So setzte er auch hier nach einem schlechten Split mit einer Roten auf die Mitte fort, hielt das Break so am Leben und holte mit 96 Punkten den Frame. 4:6

Der 11. Frame sah wieder einen kämpfenden Ronnie, der sich mit einem Longpot (die ab diesem Zeitpunkt häufiger wieder fielen) eine Möglichkeit erarbeitete und sich dann von Ball zu Ball zwang. Das Bild war noch sehr geschlossen und er bekam nie recht Stellung. Es wunderte nicht, dass er nach 24 Punkten aussteigen musste. Wieder folgten mörderisch gute Safeties und die Zuschauer waren gefesselt (die Stecknadel, Sie erinnern sich?). Schließlich blieb eine Longpot Chance für Stephen liegen. Der ging den Ball an, aber die Rote fiel nicht, blieb im Tascheneinlauf liegen. Es schien, als hätte das Glück die Seite gewechselt und Ronnie lochte die Rote. Wenn man aber bei diesem Match von „Longpot“ spricht, so ist nicht die Distanz von „Kurz hinter der Baulk Linie“ bis Tasche unten Rechts oder Links gemeint, sondern „die Weiße liegt an der kurzen Bande hinter den kleinen Farben“ bis Tasche unten Rechts oder Links. Wie hochklassig das Match war, sah man auch an der Statistik: Ronnie O’Sullivan und Stephen Maguire hatten beide Lochquoten von 93 % bzw. 94 %! Nach dem Lochen dieser Roten setzte O’Sullivan über Blau fort, holte noch einmal 54 Punkte und entschied so auch diesen Frame für sich. 5:6

Im Interview bei der Siegerehrung sagte Maguire, dass Frame Nr. 12 der Wendepunkt im Match war. Zwar hatte O’Sullivan in diesem Frame die erste Rote gelocht, aber dann keine Fortsetzung gehabt. Den folgenden Safetyaustausch beendete Ronnie durch einen groben Fehler, den Maguire zum Einstieg in ein Break nutzte. Er holte 52 Punkte, verschoss eine Rote dünn auf die Mitte, die im Tascheneinlauf liegen blieb. O’Sullivan, der nicht direkt an die Rote herankam, spielte sie kurzerhand mittels einer Kombination in die Tasche, machte ein Break von 41 Punkten, verschoss dann Pink auf die Mitteltasche und stellte Maguire den Einsteiger hin. Der kommt aber nur bis zu 6 Punkten, verstellt sich dann im Endspielt auf die Farben auf Gelb. Der Kampf um Gelb war unglaublich, keiner der Beiden wollte hier nachgeben. Doch dann war es Stephen, der Ronnie durch einen Safety Fehler eine Chance hinstellte. Der lochte Gelb – Pink, holte 20 Punkte und schaffte zum MSI den Ausgleich. 6:6

Der 13. Frame unterstrich den Wechsel im Match und machte den Knick im Selbstbewusstsein des Spielers Maguire deutlich: Denn anders als in den Frames vorher, ging er nicht mehr jede lange Rote an, sondern spielte die Weiße in eine sichere Position. Doch auch seine Safeties waren nicht mehr zwingend genug. Es schien so, als ob Ronnie im gleichen Maße besser wurde, in dem Maguire abbaute, denn in diesem Frame war er es, der die lange Rote anging und auch lochte. Die Belohnung war die Möglichkeit zu einem weiteren Arbeitsbreak. Er lochte bis zu 67 Punkten, wollte mit einer Roten auf Mitte fortsetzen, die aber sehr schwer war und auch nicht fiel. Der hätte zu diesem Zeitpunkt in Punkten nur noch gleich ziehen können, musste aber die Rote auf Mitte lochen und dann Blau dazu lochen. Also brauchte er Snooker. Er lochte die restlichen Roten, versuchte dann, O’Sullivan hinter Braun auf Gelb zu snookern. Der befreite sich und wieder entbrannte eine Safetieschlacht, die einem beim zusehen die Gänsehaut über den Rücken trieb. Doch dann schaffte Ronnie einen fiesen Snooker, aus dem Maguire sich zwar befreite, aber nicht sicher ablegte. Ronnie lochte die Farben vom Tisch, holte 27 Punkte und der vierte Frame in Folge ging an ihn, zum ersten Mal seit dem ersten Frame führte er wieder. 7:6

Spätestens im nächsten Frame wurde dann deutlich, dass auch die langen Bälle bei O’Sullivan wieder verlässlich kamen. Denn nachdem er sich schon das erste Break von 43 Punkten mit einem Longpot ermöglichte, folgte auch seine zweite Aufnahme von 32 Punkten einem langen Ball. Maguire versuchte weiter, dagegen zu halten, klärte ein unmögliches Bild in so weit, dass er Pink einsetzbar machte, konnte aber die letzten Roten nicht entwickeln und schlimmer: Er verschoss eine von Ihnen, ließ sie lochbar liegen, so dass Ronnie einmal mehr den Tisch bis Braun abräumte und es jetzt 8:6 stand.

Maguire hatte aber keinesfalls die Absicht, den Sieg so einfach herzugeben. In Frame 15 legte Ronnie O’Sullivan zwar 43 Punkte vor, nachdem Maguire Rot lang verschoss, aber dann verschoss er Schwarz, als er sie zurück schneiden wollte. Maguire nutzte seine Chance, räumte den Tisch ab und kämpfte sich mit einem 83 Punkte Break wieder einen Frame näher an den Sieg: 7:8

Frame 16 spielten die beiden Akteure gleich zweimal, denn im ersten Versuch rollte Ronnie die Rote als Safety in das Pulk der Roten, dann spielten beide die Rote nur noch gaaaaanz vorsichtig von einer Roten zur Anderen und Michaela Tabb löste die Situation durch ein Re-Rack auf.

Der Entscheidungsframe dieses Finales war geprägt vom Kampf zweier gleichstarker Kontrahenten, die beide ebenso entschlossen, wie fähig waren. Stephen Maguire hatte wohl etwas an Sicherheit verloren, aber er spielte noch immer auf einem traumhaften Niveau, nur das Ronnie O’Sullivan inzwischen auch auf seiner Stufe angekommen war. Nach der Eröffnung von O’Sullivan blieb eine lange Rote liegen, die Stephen anging, aber verschoss. Zu seinem Glück blieb kein Einsteiger liegen und so vertieften sich die beiden Spieler einmal mehr in ihr Schachspiel auf dem großen, grünen Tisch. Kein Zuschauer im Saal wagte es, zu atmen, die Luft war elektrisiert vom Kampf dieser Snooker – Titanen. Es war O’Sullivan, der seine Safetie nicht gut spielte und an Blau hängen blieb, Maguire einen riskanten Pot auf Mitte anbot. Der lehnte ab, wollte safe spielen und blieb an der Blauen hängen, die eben schon Ronnie’s Safety vermasselt hatte. Das Bild war inzwischen zum grausen, kaum eine Farbe da, wo sie sein sollte. Die Weiße konnte nicht mehr im Baulk Bereich geparkt werden, weil auch da inzwischen eine Rote lag. Also spielten sich die Safeties wieder um das Rote Pulk ab, doch dann fand O’Sullivan den Einsteiger, setzte über Grün fort und holte 46 Punkte. Ein hohes Break hätte dieses Bild auch nicht zugelassen, O’Sullivan stieg mit einer Safety aus. Nach einem misslungenen Lochversuch von Ronnie fluked Stephen eine Rote auf Mitte, hat aber keine Farbe zur Fortsetzung. Er spielt safe und erarbeitet sich so die nächste Chance, weil Ronnie als Antwort nur eine sehr lange Rote bleibt, die nicht fällt. Maguire locht sie und als Farbe Schwarz, die in den Baulk Bereich gelaufen war. Er kommt aber nur bis zu 9 Punkten, weil er sich die Roten nicht entwickeln kann. Er steigt mit einem Snooker hinter Blau aus, aus dem sich Ronnie zwar ohne Foul und Miss befreit, aber Maguire gleich die nächste Chance hinstellt. Der liegt aber eng an der Bande und so lehnt Maguire ab und spielt safe. Wieder folgt eine nervenzerfetzende, minutenlange Safetieschlacht um die letzten Bälle auf dem Tisch. Beide Fanlager sind inzwischen völlig angespannt, feuern ihre Favoriten lautstark an. Dann kommt die Chance für Maguire, denn Ronnie patzt erneut bei einer Safety. Doch wieder ist das Glück nicht auf Maguires Seite: Er locht Rot, drückt sich Pink aber ein Stück weg, so dass sie jetzt von einer Roten blockiert wird. Er geht auf Risiko, locht Schwarz, die eng an der kurzen unteren Bande liegt. Dann folgt eine ebenso schwere Rote, die er zurück schneiden muss, doch auch das klappt. Aber im entscheidenden Moment verschießt er die letzte Rote, nach 19 Punkten ist Schluss. Ronnie spielt safe, aber nicht gut genug, denn die Rote bleibt als Longpot Chance liegen. Maguire geht sie an und sie fällt nicht, gleiches gilt für O’Sullivan, der aber einen Snooker hinter Schwarz fluked. Maguire befreit sich aus dem Snooker, lässt aber die Rote lochbar liegen. Die locht dann Ronnie, kommt im Endspiel auf die Farben bis Grün. Die liegt eng an der langen Bande unterhalb der grünen Tasche, aber er geht sie dennoch an. Sie fällt nicht! Maguire braucht zu diesem Zeitpunkt schon Snooker, locht Grün und Braun, Snookert Ronnie auf Blau. Der befreit sich aus dem Snooker, trifft auch Blau – und locht die Weiße. Maguire braucht keinen Snooker mehr, ein Kampf um die Blaue entbrennt. Schließlich bleibt sie für Maguire schwer und lang, aber möglich liegen. Der geht sie an – hatte auch keine große Wahl – und die Blaue fällt nicht, hoppelt, weil sie mit Hochdruck gespielt wurde, unkontrolliert über den Tisch, stößt auch Pink an und die 2500 Fanaugenpaare in der Halle verfolgen aufgeregt den Lauf der Bälle. Als alles zum Stehen kommt, liegt eine Chance für O’Sullivan da. Blau ist der Frameball, die O’Sullivan Fans brüllen „C’mon Ronnie“ aus einer Kehle, die Maguire Fans halten sich die Augen zu. Ronnie geht zum Stoß runter, locht Blau, das Tempodrom jubelt, er zeigt die Becker-Faus, locht dann Pinkt und geht zu Maguire, nimmt seine Glückwünsche entgegen.

Man gewinnt den Eindruck, dass Ronnie selber es nicht fassen kann, als er sich in seinen Sessel setzt, das Interview zwischen Maguire und Rolf Kalb läuft und O’Sullivan an die Decke starrt. Seine Freude ist aber deutlich und auch seine Dankbarkeit für die Unterstützung der Fans. Er wirft Küsschen ins Publikum, schüttelt seine Fäuste, winkt und lächelt. Schließlich geht er noch eine Ehrenrunde mit dem Pokal und stellt sich vor alle Tribünen einmal kurz hin und lässt sich feiern. Ronnie O’Sullivan mag dieses Turnier nicht im von seinen Fans erwarteten „Hurra-Stil“ gewonnen haben, aber dafür hat er ein Kämpferherz gezeigt, dass seines Gleichen sucht. Während Maguire im Interview vor der Siegerehrung geknickt war und ehrlich sagte, dass er sich gerade nicht über sein gutes Spiel im Laufe der Woche freuen könnte (und dann: sehr Menschlich! sagte, er würde jetzt eher gern von einer Brücke springen), lobte Ronnie seinen Gegner verdient in den höchsten Tönen, lobte das Tempodrom als Austragungsort und die Fans. Es war im im Laufe der Woche anzumerken, wie sehr ihn die Unterstützung seiner Fans getragen hat. Durch den Sieg hier hat er sich auch ertsmal (bis zu den Welsh Open) seinen Platz in den Top 16 erhalten.

Insgesamt war das Finale des German Masters ein mehr als würdiger Abschluss einer aufregenden Snookerwoche und ein weiterer Beweis dafür, dass Snooker ein Teil von Deutschland geworden ist.

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