Im Snookersport ist der Name Mark keine Seltenheit. Es gibt alleine nur unter den bekannteren Spielern Mark Selby, Mark Davis, Mark King und Mark Williams darf man natürlich auch nicht vergessen. So ist es nicht verwunderlich, dass zwischenzeitlich bei den vielen Besuchern des Paul-Hunter-Classic eine kleine Verwirrung aufkam. Zumal der Sonntag auch der Tag der Mark's war.

Da war zum einen Mark Davis, der in seinem Achtelfinale Matthew Selt mit 4:2 niederrang, dann im Viertelfinale Fergal O'Brien klar mit 4:0 besiegte und in diesem Match unter anderem ein 93 Punkte Break und ein 76 Punkte Break spielte. Im Halbfinale bekam er es dann mit Neil Robertson zu tun und vor allem der dritte Frame dieser Partie dürfte Mark Davis Nerven gekostet haben. Denn der wurde durch eine Respotet Black entschieden. Die lochte Neil Robertson und es ist nur der Nervenstärke von Mark Davis zu verdanken, dass sich das Match dadurch nicht drehte. Nun ist er ja auch kein Neuling auf der Tour und Profi genug, um solche Situationen wegstecken zu können. Dies bewies er, indem er sich den vierten Frame holte. Neil Robertson konnte dann zwar den fünften Frame für sich entscheiden, aber schließlich machte Mark Davis in Frame Nummer 6 seine Finalteilnahme mit einem Break von 68 Punkten wasserdicht.

Und zum anderen gab es da noch Mark Selby. Eines fiel von Beginn des Turnieres auf: Mark Selby hat seinen Spielstil verändert. Bestimmte im Finale des German Masters noch sein übervorsichtiges Safetiespiel die Matches und machte einige Frames geradezu kaum aushaltbar zäh, so spielte er während der gesamten Paul-Hunter-Classics im Vorwärts-Stil. Er lochte manch spektakulären langen Ball, zeigte flüssige, schöne Breaks und setzte nur dann Safeties ein, wenn es die Spielsituation hergab. Dieser neue Stil gefällt nicht nur den Zuschauern, sondern brachte ihm auch sehr klare Siege über seine Gegner am heutigen Tag ein:
Im Achtelfinale traf er auf Andrew Higginson und fertigte in klar mit 4:0 ab, im Viertelfinale traf er auf Stephen Lee, der wenigstens einen Frame gegen diesen starken Mark Selby gewinnen konnte. Aber eben nur einen, so dass auch hier der Sieger mit 4:1 Mark Selby hieß.
Im Halbfinale bekam es Mark dann mit Ronnie O'Sullivan zu tun und der dominierte zunächst das Match, was auch an den überraschenden Lochfehlern lag, die Selby sonst eigentlich in keinem seiner Matches gezeigt hatte. O'Sullivan hatte sich seine Halbfinalteilnahme durch Siege über Li Yan und Yu Delu erstritten. In beiden Matches wirkte er kämpferisch, aber bei weitem nicht mehr so sicher und fliegend, wie in seinem Match am Freitag gegen Adam Duffy, in dem er ja sein 11. Maximumbreak machte.
Es waren vor allem die teilweise sehr nachlässigen Safeties von O'Sullivan, die dafür sorgten, dass Mark Selby aus einem 0:3 Rückstand auf ein 3:3 aufholen konnte. Denn je mehr Zeit er am Tisch hatte, desto traumwandlerisch sicherer wurde sein Stellungsspiel, seine Ballkontrolle und sein Lochspiel. O'Sullivan zeigte dann im Decider Nerven, ließ Selby an den Tisch und der sicherte sich mit einem 72 Punkte Break eine Finalteilnahme beim PTC 4

Und die Zuschauer, die nur einen Seitenblick auf die Informationstafel warfen, als das Finale angeschlagen wurde, fragten sich dann zu Recht "Na welcher Mark denn nun?". Man musste schon genauer hingucken, um zu sehen, dass das Finale Mark Selby gegen Mark Davis lautete. Mark Davis ist gerade auf dem Weg zurück in die Top 16 und war deswegen ebenso hoch motiviert, wie auch Mark Selby, der zwar zuletzt sehr stabil spielte und auch einige Finals erreichte, aber keines gewinnen konnte.


Um Punkt 20.00 Uhr füllte sich die Hauptarena in der Stadthalle Fürht, Rolf Kalb machte eine letzte Ansage und dann konnte das Finale der beiden Mark's auch schon starten:

1. Frame:
Selby zeigt sofort, wo es hingehen soll und locht gleich nach dem Anstoß von Davis eine Rote lang. Der Anstoß von Davis war dabei aber nicht schlecht gewesen. Es war eben nur eine lange Rote für Selby liegen geblieben und er spielte sich in ein Break, kam bis zu 47 Punkten und machte dann das, was er auch in den ersten 3 Frames des Halbfinals getan hatte: Er verschoss unötig eine Rote. Man muss aber dazu sagen, dass er schon früh im Break die Stellung verloren hatte und sich beim Reparaturversuch von einem spektakulären Pot zum nächsten hangelte. Mark Davis konnte den Fehler von Selby nicht wirklich nutzen, lochte zwar eine Rote, aber verschoss dann direkt Pinkt, so dass Selby direkt wieder am Tisch war und erneut 22 Punkte holte. Die reichten ihm dann auch zum Framegewinn.
1:0 für Mark...
(äh. Selby natürlich)

2. Frame:

Im nächsten Frame war es Mark Davis, der eine lange Rote lochte, aber dann nur 7 Punkte holen konnte, weil der Split nicht gut lief. Er stieg mit einer Safety aus, und der anschließende Safetieaustausch wurde durch einen misslungenen Lochversuch von Selby beendet. Wieder konnte Davis eine Rote lochen, aber erneut hatte er keine Stellung auf Farbe. Das bereute in dieser Situation vermutlich niemand mehr, als Mark Selby, denn Davis legte nun, da er keine Fortsetzung hatte, einen Snooker, der es in sich hatte. Er quetschte die Weiße zwischen die kurze Bande hinter dem Baulk-Bereich und Gelb, die eigentlich fast schon direkt an eben jener Bande lag. Selby kratzte sich verzweifelt am Kinn, bat dann Marcel Eckardt, den jungen Deutschen Schiedsrichter (der übrigens das erste Mal ein Ranglistenfinale dieser Art schiedste und seinen Job sehr gut erledigte!) der Partie um Hilfe und als der natürlich die Hilfe verweigerte, blieb ihm nichts, als die Denksportaufgabe, die ihm Mark Davis da gegeben hatte, zu lösen. Dreimal verfehlte Selby die Roten, die fast alle noch schön dicht an ihrem angestammten Fleck lagen und Davis ließ jedes Mal zurück legen. Beim vierten Versuch traf Selby zwar weider keine Rote, aber ließ für Davis einen Einsteiger liegen. Der erlöste Selby aus dem Snooker-Elend und machte ein Break von 32 Punkten. Dann verstellte er sich, verschoss die nächste riskante Rote, mit der er eine Fortsetzung des Breaks hatte erzwingen wollen und was tat Mark Selby? Der rächte sich für den fiesen Snooker auf seine Weise, räumte den Tisch komplett ab und stahl Davis den Frame unter der Nase weg mit einem Endstand von 73 zu 70 Punkten.
2:0 für Mark... Selby

3.Frame:

Die langen Roten von Selby kommen verlässlich und wie ein Dampfhammer, wieder ist es er, der den ersten Ball locht. Das Break dauert aber nicht lange an, weil er sich keine Rote stellen kann. Bei 5 Punkten steigt er aus und es folgen Safeties, die an Präzision kaum zu überbieten waren. Beiden Acteuren war anzumerken, dass sie kein zähes Ringen wollten, denn wann immer eine Chance liegenblieb - sei sie auch noch so klein - gingen die beiden Mark's sie an. Es war dann selby, der nach einer verschossenen Roten Mark Davis an den Tisch ließ. Der konnte Rot lochen, über Gelb zurück zu den Roten stellen und holte 16 Punkte, dann folgte erneut ein Split, der nicht Optimal lief und wieder verschoss Mark Davis eine riskante Rote, mit der er die Fortsetzung des Breaks herbeiführen wollte. Damit ließ er Selby an einen Tisch mit offenem Bild und der zeigte ein wundervolles Break von 99 Punkten, dass er - trotzdem er 4 Mal die Longrest benutzte - mit traumwandlerischer Sicherheit vorführte. Es machte zu jedem Zeitpunkt des Turnieres Spaß, Selby beim Lochen zu beobachten und er sollte wirklich bei diesem Spiel bleiben, da es viel attraktiver ist, als das Verstecken hinter dem roten Pulk. Der Lohn für das Break war der Framegewinn.
3:0 für Mark Davis... Ne! Mark Selby natürlich!

4. Frame:
Mark Davis spielt bei den Eröffnungssafeties ein Safety nicht präzise genug und Selby - den Sieg schon vor Augen - schafft sich sofort eine Breakchance, indem er nach Rot über Braun zurück auf Rot stellen kann. Aber auch bei ihm klappte der Split nicht gut und nach 37 Punkten verschoss er eine dünne Rote auf die Mitte. Mark Davis hatte einen Einsteiger, den er auch nutzte, er lochte einmal Schwarz und verstellte sich direkt auf die nächste Rote. Die wollte er dann mit dem Spider lochen, also über zwei andere Kugeln hinweg lochen, aber die Rote fiel nicht und blieb im Tascheneinlauf liegen. Mark Selby kam das letzte Mal in diesem Turnier an den Tisch, holte 60 Punkte und die reichten ihm zum Frame- und Matchgewinnt.
4:0 für Mark Selby, er ist der Paul-Hunter-Classic-Champion 2011

Das Publikum klatschte frenetisch Beifall für den sympatischen Selby, der die Atmosphäre in seinem Post-Match-Interview lobte und begeistert sagte, dass er sich auf das nächste Turnier in Deutschland freut. Als Rolf Kalb ihn wegen seinem veränderten Spiel fragte, antwortete Selby, dass man bei den heutigen Standarts halt sehr gut spielen müsse. Er sagte auch, dass Deutschland für ihn ein guter Spielort sei, weil er hier immer gut spielen würde.
Mark Davis sagte im Interview, dass er zwar mit seiner Leistung auf das gesamte Turnier gesehen zufrieden sei, aber mit seiner Leistung im Finale nicht. Man dürfe bei so kurzen Distanzen (Bo7) eben keine Fehler machen und die hätte er heute gemacht.

Den Pokal überreichten Thomas Cesal und der Vater von Paul Hunter, Alan Hunter und Mark Selby ließ sich von der versammelten Menge noch einmal feiern, ehe die Spieler die Arena verließen und so die Snooker-Festspieltage in Fürth beendeten.


Wieder einmal war das Turnier in Fürth, ob man es nun als PTC 4 oder weiterhin als Paul-Hunter-Classics bennent, ein voller Erfolg für Spieler, Offizielle und vor allem die deutschen Snookerfans, die durch ihre Unterstützung und ihren Enthusiasmus immer wieder dafür sorgen, dass alle Spieler an Rolf Kalb zurückmelden, wie wohl sie sich bei uns fühlen und wie gerne sie in Deutschland spielen.

Zum Seitenanfang