So drückte es ein Zuschauer aus, als er heute morgen nach dem ersten Match des Tages aus der Hauptarena kam.

Dort wird die Veränderung zum Vorjahr am deutlichsten: Es stehten nicht mehr zwei Tische, sondern nur noch ein Tisch in der Hauptarena.
Da die PTC Serie jetzt von Eurosport übertragen wird, war es nötig, die Technik in der Hauptarena auf eine Fernsehübertragung hin auszurichten. Also wich der zweite Tisch den Kameras, dem Lichtgestänge und Tongerätschaften.

Maintable in der Hauptarena

Dennoch gibt es nicht weniger Snooker in der Fürther Stadthalle, es wird auf insgesamt 10 Tischen gespielt. Einer steht in der Hauptarena, zwei weitere Links neben dem Haupteingang und die anderen sieben Tische stehen nebeneinander aufgreiht paralell zur Hauptarena.



Und eine Tatsache, die sich nicht geändert hat, ist der Hochklassesnooker, der wie in jedem Jahr auch heute geboten wurde. Den ersten Beweis für diese These hatte Ronnie O'Sullivan gestern schon gebracht und auch heute taten Neil Robertson, Shaun Murphy, Steve Davis, Michael White, Ding Junhui und ihre vielen Kollegen ihr Möglichstes, um bei den vielen Fans keinen Snookerwunsch unerfüllt zu lassen.

Natürlich können nicht alle Spieler und jedes der zahllosen Matches erwähnt werden, aber hier bieten wir Ihnen eine kleine Auswahl an:

Steve Davis legte gleich um 09.30 Uhr los und spielte das erste heutige Match am TV Tisch. Sein Gegner war Gary Wilson und der erlebte einen der nicht so schönen Effekte des Snookersportes: Wenn du einen ohnehin starken Gegner hast, solltest du es vermeiden, ihn durch deine eigenen Fehler aufzubauen. Der Altmeister startete hochkonzentriert und auf den Punkt ins Match und bestrafte jede Schwäche von Wilson maximal. Leider zeigte Gary Wilson in diesem Match einige Schwächen und machte oft in den entscheidenden Situationen Fehler.Im Ersten Frame hatte er eine gute Chance, sich den Frame zu sichern, verschoss aber Braun. Im zweiten Frame konnte er Schwarz nicht vom Spot lochen und im dritten Frame wollte ein sehr mutiges Double von ihm nicht fallen. Steve wurde von Frame zu Frame stärker, steigerte sich von mehreren kleinen Breaks im 1. Frame über ein 56 Punkte Break im 2. Frame zu einem Break von 73 Punkten im 3. Frame. Im 4. Frame schaffte es Gary Wilson dann, den sechsfachen Weltmeister ein Stück weit zu verunsichern. Er snookerte Steve Davis hinter der Gelben und der foulte im ersten Versuch, dem Snooker zu entkommen, weil er den Ball on nicht traf. Im zweiten Versuch touchierte er die Gelbe und schimpfte für den Rest des Frames zwar lautlos, aber deutlich wahrnehmbar, mit sich selber. Der Frame wird dann durch eine Reihe kleinerer Breaks entschieden und wieder ist es Steve Davis, der das bessere Ende erwischt und so das Match mit 4:0 gewann.
Im seinem 2. Match des Tages bewies Steve Davis, was für ein Kämpfer noch immer in ihm steckt. Er führte bereits klar mit 3:0 gegen Jamie O'Neill, musste dann aber 3 Frames in Folge abgeben. Im Decider behielt er die Nerven und konnte sich so sein Match gegen Yu Delu sichern. In seinem 3. Match wirkte Steve aber von Beginn an nicht mehr so sicher und konzentriert, es schlichen sich unnötige Lochfehler ein und nun machte er die Erfahrung, die heute morgen noch sein Gegner machte: Der junge Chinese Delu nutzte seine Chancen gezielt und trotzdem Steve Davis zwei Frames gewinnen konnte, so schied er am Ende doch gegen Yu Delu mit 2:4 aus.

Neil Robertson
schien in seinem ersten Match gegen Christopher Norbury noch nach seiner besten Form zu suchen, obwohl er im ersten Frame gleich ein Break von 87 Punkten spielte. Aber der Rest des Matches war eher von der Suche nach Spielfluss, als von hohen Breaks und überlgenem Potting gekennzeichnet. Doch auch wenn die hohen Breaks nicht kommen wollten, so schaffte es Neil Robertson doch, seine Chancen zu nutzen und gewann klar mit 4:0. Die Erwartungen der Fans erfüllte er auch im zweiten Match gegen David Hogan. Zwar rumpelte es noch etwas im 1. Frame, aber den 2. sicherte er sich mit einem Centuriebreak von 102 Punkten. Dieses Match gewann er ebenso, wie er deutlich sein 3. und letztes Match des Tages gegen Peter Lines mit 4:1 holte.

Gar nicht gut lief es für Shaun Murphy , der wegen einem Walk-Over erst heute sein erstes Spiel bestritt. Sein Gegner war der 20 jährige Michael White und der nutze von Beginn des Matches an, dass bei Shaun sein Markenzeichen - die krachenden langen Einsteiger - nicht kamen. Die beiden lieferten sich einen harten Kampf am TV Tisch und das Ringen gipfelte in einem Decider, der spannender nicht hätte sein können. Michael White ist kein unbeschriebenes Blatt und Beobachter der Snookerszene rechnen damit, dass er sehr bald schon vom momentanen 71. Ranglistenplatzt hoch klettern wird. Dennoch war es eine Überraschung, dass dieser "junge Wilde" Shaun Murphy besiegten konnte und den Decider für sich entschied.

Aber Shaun Murphy war nicht der einzige "alte Hase", der schon früh und überraschend die Seegel streichen musste, denn ähnlich erging es Mark Williams. Der gewann zwar sein 1. Match gegen Sanderson Lam klar und deutlich mit 4:0, erlebte dann aber im 2. Match eine wahre Talfahrt. Gegen den (noch) fast unbekannten Passakorn Suwannawat durchlitt er ein Alptraummatch. Mark Williams saß eigentlich meistens auf seinem Stuhl und sah zu, wie sein Gegner einen Ball nach dem anderen in der Tasche verschwinden ließ. Nichts wollte ihm gelingen und mit der Zeit war ihm seine Frustration deutlich anzumerken. Er wird vermutlich ein Stück weit erleichtert gewesen sein, als das Match mit 4:1 für seinen Gegner endete.

Ding Junhui war der nächste bekannte Profi, der es mit einem "jungen Wilden" zu tun bekam, denn in seinem ersten Match stand ihm der 17 jährige Sean O'Sullivan gegenüber, der trotz TV Kameras und berühmtem Gegner in keiner Situation des Matches nervös wurde. Gleich im ersten Frame bestrafte er eine Nachlässigkeit mit einem schnellen und flüssigen Break von 47 Punkten, bei dem einem das Zusehen ein ungeheures Vergnügen bereitete. Es gab keine lange Rote, die Sean nicht anging, kein Snooker, bei dem er aufgab. Leider gab es aber einige Flüchtigkeitsfehler, die letztendlich Ding Junhui einen klaren Sieg von 4:1 einbrachten. Der chinesische Superstar kam über weite Strecken des heutigen Tages aber nicht richtig in Fahrt und auch er machte einige Fehler. Doch auch sein zweiter Gegner, Marcus Campbell, war nicht fehlerfrei und Ding war in den entscheidenden Situationen eben doch der bessere Mann am Tisch.

Alles in Allem haben die Profis erneut bewiesen, was für ein spannender, überraschender und nervenzerfetzender Sport Snooker sein kann und das man eben nur eines mit Sicherheit sagen kann: Es kommt immer anders, als man denkt.

Ein Wort noch zur Disziplin der Zuschauer:

Es ist wirklich bedauerlich, wie viele der Digitalkamerabesitzer nicht wissen, wo man den Vorblitz der Kameras abschaltet. Da wird schon mal ein Neil Robertson brutal bei der Stoßvorbereitung geblendet und auch wenn der Schiedsrichter einen bittet, das Gerät wegzulegen, hält man es beim nächsten Stoß gleich wieder in der Hand. Das hat letztes Jahr deutlich besser geklappt, also bitte: Bedienungsanleitung durchlesen und den blendenden Vorblitz in Grün, Rot oder Weiß abschalten - dann klappt es auch mit dem Foto vom Profispieler, ohne ihm das Break zu vermiesen, weil er plötzlich blind ist.

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