German Masters, Tag 2: Erste Runde und ein verschwundener Pass

Der Donnerstag war beim German Masters in 3 Runden aufgeteilt:
- die Morgensession, beginnen  um 10.00 Uhr
- die Nachmittagssession beginnens um 15.00 Uhr
- die Abendsession beginnend um 20.00 Uhr


Morning Session

Um 10.00 Uhr morgens zu spielen ist immer etwas ungewöhnlich für die Spieler, da die meisten Turniere in England doch nur aus Nachmittags - und Abendsession bestehen. So blieb die Arena zunächst auch leer, als Rolf Kalb die Protagonisten der Morgensession ansagte und die Zuschauer blickten sich suchend um. Doch nach ein paar Sekunden hatten sich die Spieler und Schiedsrichter am richtigen Platz eingefunden und betraten die Arena. Die Stimmung war gut in einem jetzt schon besser besetzten Tempodrom und die Spieler wurden lautstark begrüßt. Zumindest alle bis auf einen, denn Mario Wehrmann, der gegen Anthony McGill hätte antreten sollen, fehlte. So gewann McGill sein Match kampflos und verließ den Tisch, ohne einen einzigen Ball gelocht zu haben.

Hendry vs Tump

Ganz anders ging es an den anderen Tischen zu, denn da wurde hart gekämpft. Deutlich härter, als es die doch sehr klaren Ergebnisse vermuten lassen würden.
Stephen Hendry ging zwar schon vor dem MSI mit 3:1 in Führung, aber Judd servierte ihm die Frames nicht auf dem Silbertablett: Hendry musste um jeden Ball, jede Breakchance kämpfen. Trump ging, wie man ihn kennt, offensiv und im "Voran!" Stil an den Tisch, was Hendry so manche Chance einbrachte. Aber wenn diese Zauberbälle, die der junge Engländer Judd Trump versucht, dann fallen, ist es immer ein Snookergenuss der besonderen Art. Dennoch siegte nach dem MSI die Erfahrung des siebenfachen Weltmeisters gegen die des EPTC Fürth Champions Judd Trump und Hendry gewann das Match mit 5:1

Milkins vs Münstermann
Lasse Münstermann und Robert Milkins lieferten sich eine Snookerschlacht. Der einzige im Feld verbliebene Deutsche gab sich alle Mühe, sein Match zu gewinnen und konnte nach Frame 1 in Führung gehen. Aber dann verlor er leider oftmals im entscheidenden Moment den Faden, so dass Milkins am Ende deutlich mitn 5:1 triumpfierte.

Junhui vs Stevens
Das Match auf dem Haupttisch wurde zum großenteil vom amtierenden Masters Champion Ding Junhui dominiert. Er machte mehrfach Breraks von über 50 nund 60 Punkte und Metthew Stevens schaffte es dann nicht mehr, den Rückstand aufzuholen. Ding wirkte gelöst und locker, scherzte während einer Situation mit Stevens. Der hatte ihn eng hinter Schwarz gesnookert und Ding schaffte es auch nach 3 Versuchen nicht, sich zu befreien. Es ist gut zu sehen, dass der früher oftmals eingefroren wirkende Chinese aufgetaut ist. Das sorgt auch beim Publikum für mehr Begeisterung, wenn er am Tisch steht. Schließlich konnte Junhui sich das Match mit 5:1 sichern.

Song vs Wells
Daniel Wells wird den meisten Deutschen Fans noch aus dem EPTC in Fürth in guter Erinnerung sein, denn dort spielte er sehr stark auf. Und auch in seinem Match gegen Song setzte er einmal mehr ein Ausrufezeichen. Denn Liu Song hatte zwar auch seine Highlights, holte sich 2 Frames im Match, aber Wells wirkte konzentriert und zielgerichtet, machte in zwei Frames hintereinander Breaks von 74 bzw. 63 Punkten und war auch ansonsten immer dann auf den Punkt genau da, wenn es darauf ankam. Wobei...
In Frame 4 lochte Daniel eine komplizierte Rote und drückte die Schwarze, die er dazu lochen wollte, weg. Er hing mit der Weißen im Pack der Roten, hatte keine Farbe und nominierte Grün. Beim ersten Versuch traf er Gelb und Braun, aber nicht Grün. Beim zweiten Versuch traf er Gelb, aber nicht Grün und auch zwei weitere Versuche gingen ins Leere. Er ließ sich aber nicht aus der Konzentration bringen, befreite sich aus seiner selbst herbeigeführten Zwickmühle und gewann das Match nach einer packenden Schlussphase des 7. Frames, in der er und Song um jede Farbe kämpften, mit 5:2.

Nachmittagssession:

In der Nachmittagssession standen die Matches von Graeme Dott gegen Thanawat Thirapongpaiboon, Mark Allen gegen Joe Swail, Peter Ebdon gegen Andrew Higginson und Mark Selby gegen Nigel Bond an.

Dott vs Thirapongpaiboon
Es ist schon faszinierend, wieviel eine Scoreline über ein Match verrät: Sie verrät, welcher Acteur der stärkere Spieler ist und auch, ob ein Frame schnell und flüssig läuft, oder Kaugummiartig und zäh.
Nehmen wir zum Beispiel als erstes einmal die Scoreline von Graeme Dott: Frame 1 Break von 68 Punkten, 1:0; Frame 2 ein Break von 89 Punkten, 2:0. Frame 3: Dott mit 42 Punkten, Thanawat 9 Punkte, Dott 38 Punkte, 3:0 für ihn. Bis dahin eine sehr klare Angelegenheit, die auch so einseitig ablief, wie die Scoreline es vermuten lässt. Aber dann schlug der junge Thirapongpaiboon zurück. Und so ließt sich die Scoreline eines umkämpften Frames, der erst auf die letzte Schwarze entschieden wurde:
Frame 4: Dott 9 Punkte, Thanawat 12 Punkte, Dott 1 Punkte, Thanawat 14 Punkte, Dott 15 und dann nochmal 15 Punkte. 4:0 für Graeme. Im MSI sammelte Thanawat dann nochmal alle Kräfte, erkämpft sich den fünften Frame, bevor Dott den letzten Frame, den er für den Sieg brauchte mit einer vergleichbaren Kampfleistung für sich entschied und damit das Match mit 5:1 für sich entschied.

Bond vs Selby
Nigel Bond hatte einen wirklich lausigen Tag auf der Arbeit. Beweis dafür waren die vielen verpassten Bälle und erfolglosen Safeties, die er spielte. Er fand eigentlich zu keiner Zeit wirklich ins Match, ganz im Gegenteil zu seinem Gegner. Mark Selby fühlte sich sichtlich wohl am Fernsehtisch, machte das ein oder andere Späßchen mit Kamera, Gegner und Zuschauer und was am wichtigsten war: Er punktete konstant und höher als Nigel. Im zweiten Frame machte er z.B. ein Break von 70 Punkten. Zum MSI führte er bereits mit 3:1 und auch wenn Mark Selby sicherlich nicht fehlerfrei spielte heute, so gewann er doch das Match, ohne dass ihn Nigel Bond zu irgend einer Zeit in ernsthafte Gefahr bringen hätte können mit 5:1.

Allen vs Swail
Joe Swail hatte bereits bei seinem Auftaktmatch einen (leider nicht geglückten) Maximumbreakversuch gezeigt und durch sein sicheres und präzises Spiel bestochen. Heute machte er genau da weiter, wo er gegen Hans Blanckaert aufgehört hatte. Zwar wehrte sich Mark Allen deutlich mehr, aber Joe ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Den ersten Frame sicherte er sich mit Breaks von 40 und 32 Punkten; den zweiten holte sich Mark Allen zwei Breaks von 12 und 59 Punkten. Dann  war Swail wieder an der Reihe und spielte ein Break von 87 Punkten. Den nächsten Frame holte sich wieder Allen und die beiden gingen mit 2:2 ins MSI. Der erste Frame nach dem MSI dürfte Allen weh getan haben, denn er führte bereits, als ihm Weiß fiel und Joe nutzte die Gelegenheit, um den Frame auf die letzte Schwarze doch noch zu gewinnen. Allen zog erneut nach doch das war auch der letzte Frame, den er für sch entscheiden konnte. Joe Swail schaffte es dann, zwei Frames in Folge zu gewinnen und das Match ging mit 5:3 an ihn.

Ebdon vs Higginson
Man sagt von Peter Ebdon, er währe einer der langsamsten Spieler auf der Tour und so falsch liegt dieses Vorurteil nicht. Zumindest kann man nicht behaupten, dass er Stöße unüberlegt spielt, oder sich das Bild auf dem Tisch nicht richtig anschaut. Aber mit Andrew Higginson hatte er einen Gegner, der da mit ihm harmoniert. Beide sind keine Schnellspieler und beide nehmen sich die Zeit, die sie brauchen, bevor sie eine Aktion am Tisch machen. Die ersten drei Frames waren geprägt vom Versuch zweier Spieler, irgendwie in das Match zu finden. Wie das als Scoreline aussieht? So: Higginson 30 Punkte, verschießt, Higginson 36 Punkte, verschießt dann, Ebdon verschießt jeweils nach 17, 6 und 15 Punkten. Der zweite Frame war noch etwas zerfaserter. Auffallend war, dass Peter Ebdon sehr oft (mindestens 10 Mal im Match) die Weiße reinigen ließ und manchmal sehr überrascht auf die Reaktion des Objektballes reagierte. Der letzte Frame vor dem MSI brachte für Ebdon die Wende und man merkte deutlich, dass er die positivere Stimmung, die ihm sein flüssiges 65 Punkte Break einbrachte, aus dem MSI wieder mitbrachte. Das Tempo der Partie zog deutlich an und Higginson steckte das offensichtlich auch an, denn er machte in Frame 6 das bisher höchste Break des German Masters: 140 Punkte!  Nach diesem Break stand es 3:3 in der Partie, die anderen Matches waren vorbei und die Zuschauer schauten gebannt auf das Geduldsspiel von Ebdon und Higginson. Peter Ebdon zog zwischendurch ein Stück Schmirgelpapier aus der Tasche und reinigte seinen Queue damit - dieses Schmirgelpapier sollte er besser nicht mehr hergeben. Er sicherte sich die nächsten beiden Frames mit Breaks von 84 und 86 Punkten, gewann das Match das vom zähen Ringen zum Breakfestival wurde mit 5:3.

Abendsession:
Viel Zeit hatten die Zuschauer nicht zwischen den Sessions, dafür hatten Ebdon und Higginson gesorgt. Aber das bisschen Pause, das blieb, ließ sich wunderbar mit dem aufgreifen und disskutieren des neuesten Snooker - Klatsches verbringen: Dave Hendon hatte in seinem BLOG veröffentlicht, dass Neil Robertson seinen Pass verbummelt hatte und jetzt nicht nach Deutschland einreisen konnte. Offiziell wusste aber niemand nichts und deswegen hieß es abwarten bis es 20.00 Uhr war und die Jungs mit den Queues die Arena betreten sollten.
Rolf verriet aber schon, bevor es on Air ging, dass Neil es gerade so eben rechtzeitig nach Deutschland geschafft hatte und gerade im Trainingsbereich am Tisch stand. So war denn auch die Abendsession die einzigste Session, bei der kein Tisch leer blieb.

Robertson vs Hamilton

Die späte Anreise war dem amtierenden Weltmeister nicht gut bekommen, denn eigentlich tat er vor dem MSI fast nur eins: In seinem Sessel sitzen und zusehen, wie Anthony Hamilton sich Frame um Frame sicherte. Im dritten Frame der Partie machte der sonst so lochsichere Spieler sein bis dato höchstes Break von 29 Punkten. Es gelang ihm auch, sich diesen Frame zu sichern - auf die Farben und gerade so eben, aber er verkürzte von 2:0 auf 2:1. Den nächsten Frame holte sich dann aber Hamilton und der ging mit einem beruhigenden 3:1 Vorsprung ins MSI. Nach dem MSI drehte der Australier das Match um, kämpfte und schaffte es, aus einem Rückstand einen 4:4 Geichstand zu zaubern. Im Decider aber behielt Hamilton die Nerven, machte ein Centuriebreak und schickte Neil Robertson mit 5:4 zurück nach hause. Wollte man zynisch sein, so könnte man Neil vorschlagen, dass er jetzt ja Zeit hat, seinen Pass zu suchen, aber man sollte Robertson doch zu Gute halten, dass er trotz widriger Umstände nach Deutschland gekommen ist, um für die Snookerfans auf dem German Masters zu spielen.

Murphy vs Day
Was Shaun Murphy und Ryan Day am Ende ihres Matches zeigten, treibt jedem Snookerfan Tränen der Begeisterung in die Augen. Und dabei war das Match am Anfang eher ein Miss - Festival. Shaun's Markenzeichen, die krachenden roten langen Einsteiger, wollten nicht fallen und Ryan baute immer wieder kleine Flüchtigkeitsfehler ein. 1:1 stand es da, und plötzlich zündeten die beiden ein Feuerwerk: Day mit einer 89 zum 2:1, dann mit einer 142 (löste damit Higginson als Inhaber des höchsten Breaks ab) nach dem MSI, Shaun mit einer 88 im nächsten Frame und mit nocht einem Break von über 88 Punkten. Bei einem solchen Match wünschte man, dass es ein Unentschieden gäbe, weil beide Spieler so gut waren, aber Shaun Murphy hätte da als Sieger der Partie (Endstand 5:3) sicher etwas dagegen gehabt. Dennoch war es gut, Ryan Day eine solche Leistung zeigen zu sehen. Das gibt Anlass zur Hoffnung, dass er einen Weg aus seinem momentanen Formtief finden kann und bald wieder an der Spitze mitmischt.

Walden vs Lisowski
Die Stärke vom letzten Match gegen Brecel konnte Lisowski leider nicht ganz mit in dieses Match nehmen. Man muss aber auch sagen, dass Ricky Walden unheimlich stark spielte, sicher lochte, toll stellte und im Gesamtpaket heute kaum schlagbar war. Ein Faktor für den schnellen Sieg von Ricky Walden war auch die manchmal  riskant - offensive Spielweise von Jack, die ihm aber auch 2 Frames einbrachte und im letzten Match gegen Luca Brecel eine gute Strategie gewesen war. Beide Spieler machten schöne, flüssige und hohe Breaks, aber letztendlich siegte Ricky Walden mit 5:2.

Carter vs Lee
Ali und Stephen lieferten sich einen Kampf zweier absolut gleichstarker Spieler. Keiner hatte dem anderen etwas voraus, keiner konnte sich von dem anderen absetzen. Es war kein High Break Festival wie bei Day und Murphy, aber das Match von Lee und Carter bot ein spannendes Kräftemessen mit fortwährend ungewissem Ausgang.. Man hätte das Match ebenso mit einem Münzwurf entscheiden können, denn holte Carter einen Frame, gewann Lee den nächsten. Aber schließlich aar es Ali Carter, der den Decider gewinnen konnte und 5:4 das Match gewann.

Perry vs Cope
Anders als bei Carter und Lee gab es in dieser Partie einen stärkeren Spieler, der von Matchbeginn an immer ein bisschen Stärker als sein Gegner war. Er war öfter am Tisch. machte zwar nicht unbedingt die aufsehenerregenden, aber fraementscheidenden Breaks und konnte die sogenannten Bigpoints für sich verbuchen. Die Partie verlief eng, aber Perry schaffte es immer, sich Cope einen Frame vom Leib zu halten. Cope hingegen schaffte es mehr als einmal nicht, einen Punkterückstand gut zu machen und musste sich schlussendlich Joe mit 3:5 geschlagen geben.

Es war ein langer Tag im Tempodrom in Berlin und die Spieler, Offiziellen und Zuschauer haben sicherlich eine Menge an Eindrücken zu verabreiten, wenn es heut Nacht nach hause oder ins Hotelbett geht. Damit unsere Leser auch etwas von der Stimmung, die den ganzen Tag lang wunderbar war, mitbekommen, hier ein paar Bilder aus der Arena: