Am Samstag wurden in der ersten Session, die um 12.30 Uhr begann, die vier Viertelfinalbegegnungen ausgespielt. Dabei traf Mark Selby auf Ding Junhui, Mark Williams bekam es mit Joe Perry zu tun, Marco Fu maß sein Können mit Joe Swail und Graeme Dott kreuzte das Queue mit Stephen Maguire.
Diesesmal war die Halle so gut wie ausverkauft und die Stimmung der knapp 2000 Fans war gut und man wartete mit Vorfreude auf die vier Partien.
Was die acht Herren dann am Tisch boten, übertraf die Erwartungen noch: Es gab alleine in dieser Session 4 Centurie Breaks, das Tempo auf dem Tisch von Mark Williams und auch das bei der Partie Dott vs Maguire war schwindelerregend und wer am Tisch von Fu und Swail saß, bekam Safetiespiel der Extraklasse zu sehen.
Mark Williams vs Joe Perry
Um eines vorweg zu nehmen, Mark Williams verwandelte dieses Match in eine Galavorstellung seines Könnens. Es war zwar Joe Perry, der mit zwei Breaks von 23 und 100 Punkten den ersten Frame holen konnte, aber danach tat er vor allem eines: In seinem Sessel sitzen und zusehen, wie Mark Williams um den Tisch flog. Den Ausgleich zum 1:1 schaffte Williams mit einem Centurie von 122 Punkten, den nächsten Frame sicherte er sich mit Breaks von 23 und 46 Punkten. Joe Perry hatte im dritten Frame eine Chance, verschoss aber nach 23 Punkten, als er versuchte, eine lange Rote zu lochen, weil er sich vorher auf eine andere Rote verstellt hatte. Der nächste Frame lief ähnlich ab: Mark Williams kam nach einem erfolglosen Lochversuch von Perry ins Break, legte 62 Punkte vor, verschoss dann und Perry machte gleich den nächsten Fehler, so dass Mark Williams ein Minibreak von 7 Punkten reichte, vor dem MSI eine Führung von 3:1 zu haben. Nach dem MSI stieg Williams direkt wieder mit einer langen Roten ein, versenkte dann zur Schwarzen aber zeitgleich eine Rote. Das Foul nutzen konnte Joe Perry aber nicht, denn er machte direkt einen Fehler, ließ Mark den Einsteiger liegen, der sagte nicht Nein und verwandelte die Chance in ein 75 Punkte Break und eine 4:1 Führung. Der nächste Frame bestand aus kleineren Breaks und auch wenn Joe Perry den Frame nicht aufgab, als er schon Snooker brauchte und versuchte, Mark Williams in Fouls zu treiben, so musste er sich am Ende doch einem Mark Williams in Topform mit 5:1 geschlagen geben.

Mark Selby vs Ding Junhui

Ding Junhui stand heute eigentlich das ganze Match über neben sich und sah Mark Selby dabei zu, wie er einen Frame nach dem anderen holte. Mark Selby hingegen wusste jede seiner Chancen zu nutzen und hatte dazu auch noch eine Lochsicherheit, die einem die Gänsehaut den Rücken runtertreiben konnte. Der Mann lochte eigentlich alles, was lochbar war und manchmal schien es so, als würde er auch Bälle lochen können, die garnicht lochbar waren. Dabei ließ der erste Frame einen völlig anderen Matchverlauf vermuten, da Ding Junhui sich das 1:0 mit einem Centuriebreak von 118 Punkten sicherte, doch ab da ging für den sympatischen Chinesen nichts mehr. Er kämpfte zwar immer, so dass Selby sich die Frames zweimal erst auf die letzte Schwarze sichern konnte, aber Selby konnte sich die Frames eben sichern, machte die "Bigpoints" in diesem Match. So gewann Selby die Frames 2, 3 und 4 mit kleineren Breaks nach Fehlern von Ding Junhui, so dass es zum MSI 3:1 für Selby stand. Auch den ersten Frame nach dem MSI sicherte sich Mark trotz Gegenwehr von Ding in Form eines 50 Punkte Breaks und räumte den Tisch ab zum 4:1 Junhui massierte sich zwischendurch die Schläfen, versuchte, seine Konzentration wieder herstellen zu können (oder hatte er vielleicht Kopfschmerzen wegfen der vermuteten Erkältung?), doch Breaks von 60 und 39 sicherten Selby auch den 6. und letzten Frame dieser Begegnung und Ding verabschiedete sich mit einer 1:5 Niederlage gegen Selby aus Berlin.

Marco Fu vs Joe Swail
Zu diesem Match muss man sagen, dass beide Spieler nicht ihr bestes Können auspackten. Manche Bälle, die Fu und Swail sonst mit verbundenen Augen getroffen hätten, blieben hartnäckig auf dem Tisch. Doch was tut ein Snookerspieler, wenn es mit dem Lochen nicht so klappt? Richtig. Safe spielen, auch Chancen warten und dann zuschlagen, wenn der Gegner einem auch nur eine winzige Gelegenheit zum Punkten bietet. Und in der Regel war es Fu, der sich mit vielen, vielen Kleinstbreaks die Frames erarbeitete Leider war Joe Swail bei weitem nicht mehr so gut, wie an den Vortag und dennoch zeigte er im Frame vor dem MSI noch einmal Klasse, machte ein Break von 69 Punkten und verhinderte so einen Whitewash. Die Spieler gingen mit 3:1 für Marco Fu in die Pause. Und es überrascht nicht sehr, dass sich die Natur des Matches auch nach dem MSI weiter fortsetzte. Zwar gab es in der Tat einige erstaunliche Safeties zu bewundern, aber für Liebhaber hoher Breaks war dieses Match, dass Fu schließlich mit 5:1 gewann, kein Highlight des Turniers.

Graeme Dott vs Stephen Maguire

Ähnlich wie bei Ding Junhui und Joe Perry gewann auch hier der Spieler den ersten Frame, der später verlor. Und dabei war das Centuriebreak von 130 Punkten, dass Stephen Maguire im 1. Frame auf den Tisch zauberte, sehr ansehnlich. Und wie antwortet man jetzt seinem Gegner am besten auf eine solche Leistung? Indem man sie noch ein bisschen verbessert. Genaus das tat Graeme Dott in Frame 2 und und spielte nun seinerseits ein Centuriebreak von 140 Punkten zum 1:1. Danach klappte bei Maguire nicht mehr viel und bei Dott dafür umso mehr: den dritten Frame sicherte er sich mit einem kleineren Break und einer 59, der letzten Frame vor dem MSI ging auch an ihn und der erste nach der Pause sah ihn eine 72 spielen, die reichte, damit sich Dott das 4:1 sichern konnte. Dann endlich gab es doch noch ein Lebenszeichen von Stephen Maguire, der es mit zwei kleineren Breaks schaffte, auf 4:2 zu verkürzen. Seine Fans im Publikum werden in diesem Moment sicherlich gehofft haben, dass die Päckchentheorie von Rolf Kalb, die besagt, dass jeder Spieler immer mehrere Frames hintereinander gewinnt, zutreffen möge. Doch Graeme sorgte mit einem Break von 91 Punkten dafür, dass diese Hoffnung enttäuscht wurde und sicherte sich einen Halbfinalplatz mit 5:2

Um schon einmal eine kurze Zwischenabrechnung zu wagen: Wenn man dem Stimmengewirr der Fans in den Pausen folgt, so hört man die pure Begeisterung und Lob über das Tempodrom als Location. Die offene Tischsituation mit 5 Tischen in der Arena wird zwar nicht unumstritten gesehen, aber die meisten Fans finden es durchaus positiv, dass man alle Matches auf einmal verfolgen kann. Die Spieler selber haben mit der Regelung keine Probleme, im Gegenteil: Wenn der Gegner am Tisch ist, hat man die Chance, mal zu einem anderen Match rüberzuschauen, anstatt ihm beim lochen der Bälle zusehen zu müssen. Rolf Kalb sagte, dass Stephen Hendry ihm im Interview erzählt hat, dass er noch nie vor einer beeindruckenderen Kulisse gespielt habe. Die Fans sind es, die Snooker mit ihrer Begeisterung und den stetig steigenden Besucherzahlen in Deutschland von einer Spaßveranstaltung zu einem Ranglistenevent befördert haben. Die Fans sind es auch, die den Spielern die Zeit in Berlin zu einem Event gemacht haben und ihnen das Gefühl gegeben haben, willkommen zu sein. Und die Fans sind es, die zweifelsohne für ein großes Halbfinal-Snookerfest sorgen werden.